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LONDON 16. Juli 1979
Nichts von tagelangem Warten auf freie Flugplätze, wie uns noch zu Hause von allen Seiten schwarzgesagt worden war.
Gleich nach unserer Ankunft gingen wir zum Freddy Laker Büro - der einzigen Fluggesellschaft mit Flügen nach N.Y.,
die auch wir uns leisten konnten - direkt neben dem Bahnhof, wo wir uns unverzüglich; bereits für den nächsten
Nachmittag, zwei Flugtickets nach New York besorgten, für welche ich für meinen Einfachflug siebzig, und Bettina
für ihr Retourbillet hundertvierzig Pfund zu bezahlen hatten. Bettina, meine Tochter, hatte ich überredet, mich
nach N.Y. zu begleiten.
Morgen also würde es losgehn - unser Flug übers grosse Wasser. Mein erst zweiter Flug überhaupt. Dabei war ich
schon gut fünfzig. Der erste fand vor vier Jahren anlässlich einer sechsmonatigen Fahrt durch Asien über Land
in einer kleinen Charter Maschine von Delhi nach Madras statt. Eigentlich wollten wir ja schon viel früher starten,
mussten aber, wegen eines vor ein paar Monaten stattgefundenen DC-10 Absturzes warten, bis dieser von Freddy Laker einzig
betriebene Flugzeugtyp wieder zugelassen war.
17.Juli 1979
Liebe Annemay
Nach einer gestern - absolut himmlischen Kanalüberfahrt; blitzkurzem Eintauchen
ins Londoner Grossstadtleben; mehr oder weniger stinknoblem, von meiner englischen Cousine
und deren Mann spendierten Nachtessen, das wir uns spannteppichversunken bei pseudonostalgisch
Ambience verbreitendem Candlelight vom reichbestückten Buffet selbstbedient zu Leibe führten;
einer heute dann wohlgemeinten Autobegleitfahrt zum Bahnhof durch die unausweichbar hoffnungslos
verstopften Strassen des Londoner Stossverkehrs; demzufolge weit späteren Eintreffen am Airport
als man uns geheissen hatte dort zu sein; allwo wir WC-bedingt bis zur praktisch allerletzten
Abflugsminute gegenseitig an einer andern Stelle aufeinander gewartet haben - - sitzen wir beide
nun vollkommen entspannt und restlos glücklich wiedervereint im Skytrain, wo wir uns bereits an
erfrischendem Orangensaft, einer warmen Mahlzeit, einem Glas Wein und mehreren Tassen Kaffee
gütlich taten, den Film ''Grease''zu Gemüte führten, Musik via Kopfhörer einverleibten
und gerade eben eine Geschichte von Peter Ustinov in Englisch am Lesen, und die Zeit um acht Stunden
am Zurückstellen sind. - - Oh, ist diese Welt voller Wunder!
Sei herzlichst gegrüsst! Wir beide wünschen Dir alles Liebe und auch Dir nur das Beste vom Besten.
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